Korrekturlesen trotz Betriebsblindheit

Jeder kennt wahrscheinlich die typische "Betriebsblindheit", wenn es um eigene Texte geht. Da hat man ein und dasselbe Manuskript wieder und wieder gelesen, und trotzdem entdeckt ein Unbeteiligter auf Anhieb noch gravierende Mängel. Oder man hat den Text einige Zeit liegen lassen, nimmt die Arbeit später erneut auf und entdeckt sofort wieder Dinge, von denen man sich nicht erklären kann, wie so etwas durchgehen konnte.

Hätte ich ein Geheimrezept, ich würde es gerne teilen, leider ist dem nicht so, trotzdem sind in der Einleitung schon zwei Tipps verborgen, die es den Fehler deutlich schwerer machen, im Text zu überleben: Andere lesen lassen ist wahrscheinlich die beste Möglichkeit, einen frischen Blick auf den eigenen Text zu erhalten, nicht nur was die Rechtschreibung angeht, auch Dinge, die einem selbst sonnenklar sind, anderen aber nur ein Stirnrunzeln entringen, fallen so auf. Auch zeitlicher Abstand hat bei mir schon oft Wunder gewirkt, da man den Text dann fast wie einen neuen lesen kann. Trotz allem finde ich es auch hilfreich, denselben Text zweimal nacheinander zu lesen und zu merken, wie die Fehler weniger werden und man sich dann mehr auf den Inhalt konzentrieren kann.

Wer kein Geld in die Hand nehmen möchte (oder kann), der kann sich den zu korrigierenden Text mit jedem Durchgang wieder etwas neu gestalten und Fehler so besser aufspüren: Wie sich mein eReader als Korrekturhilfe bewährt hat, habe ich ja hier bereits beschrieben, dabei bleibe ich bis heute. Das Verstellen der Schriftart sowie der Schriftgröße und des Zeilenabstands hat beim Korrigieren den Vorteil, dass nicht immer dieselben Worte z.B. am Zeilenende stehen und Fehler sich dort leichter verstecken/überlesen lassen.

Wer dann doch zuviel Geld hat, kann den Duden Korrektor bemühen, einen Test mit 800 Zeichen kann man hier starten, ob das allerdings repräsentativ ist, möge jeder für sich entscheiden. Der Korrektor ist allerdings in der (verglichen mit Microsoft Office durchaus preisgünstigen) kommerziellen Version des Office-Pakets der Firma SoftMaker vorhanden, das ich seit einiger Zeit verwende und sehr empfehle. Was die Word-Korrektur an Fehlern anzeigt, ist ein Witz verglichen mit den Ergebnissen, die der Duden Korrektor findet, der nicht nur einzelne Wörter, sondern die Grammatik ganzer Satzkonstruktionen prüft.

Der Vollständigkeit halber sei das professionelle Korrektorat, das eine Unmenge an Dienstleistern anbietet, hier ebenfalls genannt, hierfür muss man aber schon ordentlich Geld in die Hand nehmen, was sich bei guten Korrektoren (nächste Stufe: Lektoren, die auch inhaltlich prüfen) aber wirklich lohnt.

Der Fairness halber auch noch das hier: Eine deutliche Verbesserung meine ich auch bei der Rechtschreibkorrektur von Word bemerkt zu haben, so wurden beim Umstieg von Office 2003 auf 2010 mehr (und andere) Fehler gefunden, als vorher. Wenn ich allerdings auch dazu sagen muss, dass Word für eine Korrektur nur insofern taugt, dass man einen allerersten, groben Korrekturlauf damit machen kann, Feinheiten sind damit immer noch überhaupt nicht aufzufinden. Ich habe bisher noch keine von Word unbeanstandete Seite ohne Fehler gesehen. Noch deutlicher wird der Unterschied zum Duden Korrektor, wenn man eine von Word "korrigierte" Seite mit diesem noch einmal prüfen lässt.

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Dieses Zitat ist offenbar nicht von Kafka